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Wien, 17. März 2025 (aiz.info)

Bauernbund zu Greenpeace: Mit Bauern-Bashing ist keinem geholfen

Umwelt-NGOs spielen österreichische Bauernfamilien gegeneinander aus / Bauernbund-Jugendsprecherin Viktoria Hutter fordert seriöse Debatte

Einen heute von der NGO Greenpeace veröffentlichten „Marktcheck“ zur Klimabilanz von Natur-Joghurts im Lebensmitteleinzelhandel verortet Bauernbund-Jugendsprecherin Viktoria Hutter als billiges Bauern-Bashing: „Wie so oft versucht eine Umwelt-NGO, bewusst einzelne Produktionsweisen gegeneinander auszuspielen und damit einen Keil in die heimische Bauernschaft zu treiben. Das lassen wir uns nicht bieten: Unsere österreichische Landwirtschaft ist kleinstrukturiert und vielfältig, jeder Betrieb hat seine Daseinsberechtigung – egal ob biologisch oder konventionell geführt, egal ob im Ackerbau oder in der Viehhaltung tätig. Und gerade wir jungen Bäuerinnen und Bauern wollen die Betriebe unserer Eltern gut weiterführen und auch in Zukunft tierische sowie pflanzliche Lebensmittel produzieren. Pauschale Aussagen wie jene von Greenpeace sind einer nachhaltigen Entwicklung unserer Land- und Forstwirtschaft alles andere als dienlich.“
 
Der Hintergrund: Greenpeace stellt in seiner Veröffentlichung pflanzliche Joghurts als „lecker und gesund“ dar und bemängelt die vermeintlich schlechtere CO2-Bilanz tierischer Joghurts. „Rein pflanzliche Lebensmittel in Bio-Qualität“ seien „die beste Wahl für Mensch, Tier und Kima.“ Der Bauernbund warnt vor einer einseitigen Betrachtung: „Es ist nicht notwendig, zum wiederholten Mal die biologische gegen die konventionell geführte Landwirtschaft auszuspielen. In Österreich werden aktuell 23,1 % der Betriebe biologisch bewirtschaftet. Rund 24 % der tierhaltenden Betriebe sind Bio-Betriebe, 21 % der Milchkühe werden biologisch gehalten. Das zeigt vor allem, dass sowohl Bio als auch eine konventionelle Wirtschaftsweise ihre Berechtigung haben“, erklärt Hutter und führt aus: „Jede Bauernfamilie in Österreich soll selber entscheiden, welche Wirtschaftsweise am besten zum Betrieb und den regionalen Gegebenheiten passt. Dafür braucht es niemanden, der von oben herab vorschreibt, wie die Arbeit zu geschehen hat.“
 
Einseitige Betrachtung der Ökobilanz von Milch verfälscht Ergebnisse
 
Auch die von Greenpeace angeprangerte „Klima-Unfreundlichkeit“ der Kuhmilch- Joghurts ist Hutter ein Dorn im Auge: „Wer Milchprodukte und pflanzliche Alternativen in einen Topf wirft, der lässt wichtige Details außer Acht“, so die Bauernbund-Jugendsprecherin: „Wir akzeptieren jede Ernährungsweise. Beim Vergleich zwischen tierischer Ernährung und pflanzlichen Alternativen dürfen die Inhaltsstoffe jedoch nicht außer Acht gelassen werden“, kritisiert Hutter.
 
Natürliche Milch unterliegt einem EU-weiten Bezeichnungsschutz und ist ein ernährungsphysiologisch hochwertiges Lebensmittel mit Grundnährstoffen wie Eiweiß, Fett und einer Vielzahl an Mineralstoffen, Spurenelementen und hochverdaulichen Vitaminen. „Bei Ersatzprodukten muss man die Frage stellen, ob all diese positiven Eigenschaften ebenso gegeben sind. Ansonsten ist eine Ökobilanzierung rein anhand des Ausstoßes von CO2-Äquivalenten pro Kilogramm zu kurz gegriffen. Seriös wäre es, auch eine Betrachtung der Klimabilanz gemessen an den Inhaltsstoffen vorzunehmen. Das lässt der Greenpeace-Marktcheck jedoch schmerzlich vermissen“, so Hutter.
 
Kuhmilch aus Österreich hat europaweit die beste Klimabilanz
 
Kuhmilch aus Österreich punktet im internationalen Vergleich mit einer herausragenden Klimabilanz: In einer umfassenden Studie des Wissenschaftsdienstes der EU-Kommission wurde der durchschnittliche CO2-Fußabdruck je kg Milch in einzelnen Mitgliedstaaten berechnet. Österreichische Milch weist mit 1,0 kg CO2-Äquivalenten den EU-weit niedrigsten Wert auf. Nicht nur aus diesem Grund sei heimische Kuhmilch besonders nachhaltig, so Hutter: „Wir können uns in Österreich mit Trinkmilch zu 182 % selber versorgen. Heimische Milchprodukte glänzen nicht nur mit kurzen Transportwegen und einer bodengebundenen, kreislauforientierten Wirtschaftsweise, sondern auch mit garantierter Gentechnikfreiheit. 90 % der Milchlieferanten sind Bergbauernbetriebe. Gerade mit der Bewirtschaftung unseres Grünlandes erfüllen sie eine wertvolle Rolle als Naturschützer: Durch die extensive Bewirtschaftung dieser Kulturlandschaft wird nicht nur die Biodiversität in unserem Land gefördert, auch der Tourismus profitiert und sorgt wiederum für 29,5 Mrd. Euro an Wertschöpfung und 311.300 Vollzeitarbeitsplätze.
 
Pflanzen-Joghurts: Woher stammen die Produkte?
 
Trinkmilch und Joghurts aus Kuhmilch stammen in der Regel aus Österreich. Doch woher stammen die Alternativprodukte? Der Bauernbund nimmt die Herkunft unter die Lupe: Laut Greenpeace-Veröffentlichung bestehen die Joghurt-Alternativen ca. zur Hälfte aus Soja, zu je 20 % aus Hafer bzw. Kokos und somit zu ca. 10 % aus Mandeln. Der Hafer stamme demnach zu 50 % aus Österreich, der Soja zu 25 %. Das ergibt also einen Gesamt-Österreich-Anteil der pflanzlichen Alternativprodukte von ca. 22,5 %.
 
Hutter analysiert: „Nicht einmal ein Viertel der Pflanzen-Joghurts stammt aus unserer heimischen Landwirtschaft. Der Rest kommt zwar teils aus Europa, genauso jedoch aus Übersee. Gerade bei Mandeln ist das durchaus problematisch: 80 % der weltweiten Mandelernte stammen aus dem unter Dürre leidenden Kalifornien, wo oftmals künstlich bewässert werden muss. Für einen Kilo Mandeln werden dort bis zu 15.000 Liter Wasser aufgewendet. Das ist alles andere als nachhaltig und klimafreundlich“, kritisiert Hutter.
 
Die Bauernbund-Jugendsprecherin betont: „Wenn schon pflanzlich, dann bitte aus Österreich: Auch bei uns wächst Hafer, der für die Herstellung von Joghurt-Alternativen verwendet werden kann – das ist eine Chance für unsere Landwirtschaft. Wenig hilfreich ist es hingegen, sämtliche Produkte, pflanzlich wie tierisch, über einen Kamm zu scheren.“
 
Der Bauernbund setzt sich daher für einen ehrlichen, unvoreingenommenen Diskurs ein: „Mit Milchbauern-Bashing ist niemandem geholfen. Bio und konventionell sollen ebenso nebeneinander existieren und voneinander profitieren, wie Tierhaltung und Ackerbau. Wir wünschen uns daher für die Zukunft ein Miteinander auf Augenhöhe, anstatt das Ausspielen einzelner Branchen untereinander“, betont Hutter in Richtung Greenpeace. (Schluss) APA OTS 2025-03-17/12:57
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