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Innsbruck, 6. November 2025 (aiz.info)

Tiroler Bauernbund: Ohne faire Bedingungen keine Versorgungssicherheit

Realistische Rahmenbedingungen für Landwirtschaft und Regionen gefordert

Bei der Eröffnung der Agro Alpin in Innsbruck machten Bauernbund-Präsident Georg Strasser, Tirols Bauernbundobmann LHStv. Josef Geisler und Landwirtschaftskammer Tirol-Präsident Josef Hechenberger deutlich: Faire Preise und stabile Rahmenbedingungen sind Grundvoraussetzungen für die regionale Versorgungssicherheit, wirtschaftliche Stabilität und die Zukunft der bäuerlichen Familienbetriebe.

Bauernbundpräsident Georg Strasser betonte die europapolitische Dimension: „Gerade im alpinen Bereich stabilisieren die Bergbauernförderung und das Programm ÖPUL die bäuerlichen Einkommen. Genau deshalb lehnen wir die Vorschläge der Europäischen Kommission zum Mehrjährigen Finanzrahmen ab, sie sind schlichtweg inakzeptabel. Wir fordern ein Zurück an den Start. Wir brauchen eine bessere Ausstattung der öffentlichen Programme und eine Rückkehr zur Zwei-Säulen-Struktur, dem Erfolgsrezept der letzten Jahrzehnte.“
 
„Wir verfolgen die aktuelle Preisdebatte sehr kritisch, weil sie sich am Ende negativ auf die bäuerlichen Erzeugerpreise auswirken wird. Der aktuelle Preisdruck gefährdet die Produktion hochwertiger Lebensmittel in Österreich. Wir brauchen nicht den billigsten Preis, sondern einen fairen Preis, der die Zukunft von Bäuerinnen und Bauern, Molkereien, Bäckereien und Fleischereien absichert."
 
Die Forstwirtschaft spielt im bäuerlichen Einkommen eine wesentliche Rolle. Zudem arbeiten rund 300.000 Menschen in Österreich entlang der Wertschöpfungskette Holz. Nur ein bewirtschafteter Wald, ist ein Wald, der Wertschöpfung bringt. Er erfüllt seine Schutzfunktion, leistet einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz und bietet Erholungsraum für Einheimische und Touristen. Deshalb werden wir weiterhin in die aktive Waldbewirtschaftung, Ausbildung von Fachkräften, Forschung und Entwicklung investieren. Bürokratiemonster wie die Entwaldungsverordnung müssen in Brüssel verhindert werden." 

Bauernbund: Klares NEIN zu Mercosur

Auf die Frage hin, wie er zu MERCOSUR steht antwortete Strasser klar: „Es gibt in der EU einzelne Länder, die das NEIN in Frage stellen. Wir als Bauernbund sind aber der festen Überzeugung, dass unser NEIN in Österreich ein NEIN bleiben muss.“

LHStv. Josef Geisler stellte den regionalen Mehrwert der Landwirtschaft in den Mittelpunkt: „Unsere Bauernfamilien sind keine Bittsteller, sondern Leistungsträger. Sie sichern nicht nur Lebensmittel, sondern ganze Regionen. Sie investieren in Stallbau, Maschinen und Dienstleistungen, schaffen Arbeitsplätze und halten die Wertschöpfung im Land. Ohne sie gäbe es weder gepflegte Kulturlandschaft noch eine lebendige ländliche Wirtschaft. Man kann auch sagen: jeder Euro, der in die heimische Landwirtschaft investiert wird, kommt sechsfach in den Regionen zurück.“

Geisler betonte, dass faire Rahmenbedingungen auch eine Investition in die Zukunft der Regionen sind: „Wer in Landwirtschaft investiert, investiert in regionale Entwicklung, Tourismus und Klimaschutz zugleich. Tirol steht für Qualität, Nachhaltigkeit und Verantwortung – das dürfen falsche Signale aus Brüssel oder Wien nicht gefährden.“

LK Tirol-Präsident Josef Hechenberger nahm die aktuelle Preisdiskussion und die Bedeutung der Selbstversorgung in den Fokus: „Es ist die Kernkompetenz von uns Bauern, dass wir Lebensmittel produzieren. Die aktuelle Preisdebatte nimmt nicht nur unseren bäuerlichen Erzeugern die Motivation, sondern ist sie gefährlich, weil sie sich am Ende negativ auf die bäuerlichen Erzeugerpreise auswirkt. Wenn der Preisdruck weiter zunimmt, wird die Produktion hochwertiger Lebensmittel in Österreich zunehmend unrentabel. Versorgungssicherheit ist kein Selbstläufer – sie braucht faire Preise und verlässliche Rahmenbedingungen.“ Er präsentierte ein Schaubild, das seine Kollegen von der LK-Steiermark kürzlich veröffentlicht haben: „1,5 Cent, vom Preis für eine Semmel, bleiben beim Bauern. Von 100 Euro, die der Endverbraucher für Essen hinlegt, landen gerade einmal 4 Euro bei den Bauern. Früher gab man ein Drittel des Einkommens für Lebensmittel aus. Der durchschnittliche Konsument gibt heute jedoch so wenig für Lebensmittel aus, wie wie noch nie zuvor. Nur 10-11 % des Einkommens werden für Essen ausgegeben und jüngste Umfragen ergaben unlängst, dass das Hobby mehr Wert ist, als der tägliche Einkauf. Dabei wären gesunde, regional und hochwertig erzeugte Lebensmittel gesund für Geist und Körper.“

Hechenberger warnte: „Wenn wir unsere Selbstversorgung verlieren, verlieren wir ein Stück Unabhängigkeit. Österreichische Lebensmittel sind sicher, hochwertig und klimafreundlich – aber sie haben ihren Wert. Wer regionale Qualität will, muss auch bereit sein, sie zu honorieren.“ 

Gemeinsame Schlussbotschaft: „Nur wenn unsere bäuerlichen Familien faire Chancen haben, können sie weiterhin jene Rolle erfüllen, die für Tirols Wirtschaft, Landschaft und Versorgung so entscheidend ist. Eine Landwirtschaft, die wirtschaftlich bestehen kann, ist die Basis für Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Ernährungssouveränität.“ (Schluss)
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