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Bregenz, 4. April 2023 (aiz.info)

Vollversammlung LK Vorarlberg: Herausforderungen für Landwirtschaft nehmen zu

Moosbrugger: Flächen für Lebensmittelproduktion sichern

Traditionell hat Landwirtschaftskammer (LK) Vorarlberg-Präsident Josef Moosbrugger in der Vollversammlung der LK Vorarlberg über aktuelle Themen und Herausforderungen in der Land- und Forstwirtschaft berichtet. Die besonderen Herausforderungen für die heimische Land- und Forstwirtschaft liegen unter anderem in den massiv gestiegenen Produktionskosten, notwendigen Antworten auf den Klimawandel und der Sicherung der Lebensmittelgrundversorgung bei schwindenden landwirtschaftlichen Flächen. Rindertuberkulose (TBC) und Wolfsproblematik sind Dauerbrenner.
 
"Wirtschaftlich macht den Betrieben die generelle Teuerung, die wir alle bei den Betriebsmitteln, bei den Kreditzinsen und bei den Instandhaltungskosten und natürlich auch im privaten Haushalt spüren, zu schaffen. Dazu kommt der enorme Druck, der gerade jetzt preislich ausgeübt wird. Nach den Anstiegen des vergangenen Jahres geht es jetzt vielfach in die andere Richtung, nur die Kosten bleiben, bzw. entwickeln sich nur langsam nach unten. Während die Lebensmittelpreise stark steigen, kommt bei den Bauern nach wie vor viel zu wenig an. Der Großteil der Gewinne bleibt im Handel hängen, der gleichzeitig auch noch massiv in die Produktionsweisen eingreift. Das kann und darf es nicht sein", verdeutlichte Moosbrugger.
 
Der Kernauftrag und die wichtigste Aufgabe unseres Berufsstandes sei es, die Menschen mit Lebensmitteln zu versorgen. Hochwertige Lebensmittel, die nachhaltig und umweltgerecht erzeugt werden, bedeuten hohe Verantwortung und bedürfen eines hohen Fachwissens. Die heimischen Bäuerinnen und Bauern seien sich dieser Verantwortung bewusst, sie seien für ihre berufliche Tätigkeit qualifiziert, ausgebildet und bildeten sich laufend weiter.
 
Grund und Boden
 
Die Grundlage der Ernährung, der Boden, müsse für die landwirtschaftliche Bewirtschaftung gesichert werden. Die Sicherstellung der Versorgungssicherheit vor dem Umfeld von klimatischen, wirtschaftlichen und politischen Veränderungen und Krisen, sei eine der wichtigsten Zukunftsaufgaben. "Die ÖROK-Ziele der Raumordnungskonferenz zum sparsamen Umgang mit Grund und Boden müssen verbindliches Recht werden. Die ertragreichen Flächen müssen in der Raumplanung als Vorrangflächen Landwirtschaft einen besonderen Schutz erhalten. Das hohe öffentliche Interesse an einer nachhaltigen, produzierenden Land- und Forstwirtschaft muss in allen Bewilligungs- und Widmungsverfahren verankert und berücksichtigt werden", betont Moosbrugger.
 
Damit auch in Zukunft leistbarer Wohnraum zur Verfügung stehe, werde die Schaffung eines Vorarlberger Bodenfonds diskutiert. Die Ziele: Gewidmete Flächen zu kaufen, diese einer sozial fairen Nutzung zuzuführen und zukünftig bei Widmungen die öffentlichen Interessen zur Schaffung von günstigem Wohnraum stärker einfließen zu lassen. Dazu müssten aber auch weitere Voraussetzungen geschaffen werden, so Moosbrugger. "Es darf nicht sein, dass das Bedürfnis nach Wohnraum zum Spekulationsobjekt wird und wir statt Wohnraum Leerstand erzeugen, der der reinen Geldanlage dient."
 
EU kontraproduktiv bei nachhaltiger Forstbewirtschaftung
 
Die Bereitstellung nachhaltiger Energie- und Baustoffe sei die Kernkompetenz der regionalen Forstwirtschaft, die es gerade in Zeiten von globalem Klimawandel und Energiekrisen zu nutzen gelte. "Die vom EU Parlament beschlossene Erneuerbaren Richtlinie schränkt die Nutzung von Holz für die Energieerzeugung ein - ein Anschlag auf die nachhaltige Forstwirtschaft. Es ist nach intensiver, interessenspolitischer Arbeit und vollstem Einsatz unserer Vertreter gelungen, auf Ebene der Agrarminister und der Kommission, diese Ideen abzuschwächen", teilt der LK Vorarlberg-Präsident mit. Geeinigt habe man sich auf eine Anhebung des Erneuerbaren-Ziels auf 42,5% und auf strengere Nachhaltigkeitskriterien für Biomasse. Diese sollten sicherstellen, dass nur naturverträglich gewonnene Biomasse gefördert und für die Zielerreichung angerechnet werden könne. "Dass dieselben Personen, die sich hinter diese Strategien stellen, gleichzeitig nach Südamerika pilgern und Mercosur auf den Weg bringen wollen, schädigt die europäischen Bauern, die europäischen Verbraucher und die Bemühungen zur Einschränkung des Klimawandels gleichermaßen", macht Moosbrugger aufmerksam.
 
TBC und Wolf
 
Nach zehn Jahren habe sich in manchen Revieren im hinteren Montafon im TBC-Geschehen nichts verändert. Nunmehr scheint im Schulterschluss von Grundbesitzern, Behörde und Politik Bewegung möglich. "Wir erwarten von den Grundbesitzervertretern, der Behörde und den Jagdverantwortlichen konkrete Maßnahmen, die auch wirken. Andernfalls muss die Verantwortung für die Abschusserfüllung in professionellere Hände gelegt werden", stellt Moosbrugger klar.
 
Die Bedrohung durch Großraubtiere rücke näher, für die Alpwirtschaft sei die Gefahr von Wolfsangriffen von Jahr zu Jahr eine größere Zukunftsbedrohung. "Die Schweiz hat die Wolfsstrategie aufgrund 20-jähriger Erfahrungen geändert und setzt auch auf Abschüsse von Problem- und Schadwölfen und ein regulierendes Wolfsmanagement. Wir müssen dahin kommen, dass analog zu Tirol nicht schützbare Flächen ausgewiesen werden und Problemwölfe rasch und umgehend erlegt werden können, sonst ist die Alpwirtschaft das Opfer. Es ist vor dem Hintergrund der jagdlichen Herausforderungen notwendig, dass das Jagdgesetz novelliert wird", verdeutlicht Moosbrugger. (Schluss)
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